2PCS – Personal Protection and Caring System

Hintergrund & Motivation 

Betroffen von steigenden alters- und krankheitsbedingten Risiken, den daraus entstehenden Herausforderungen im Pflegealltag sowie den Bedarfslagen nicht langfristig gerecht werdenden technischen Lösungen, erhielt im Jahr 2008 der Lehr- und Forschungsbereich für Verwaltungsmanagement, E-Government und Public Governance des Instituts für Strategisches Management, Marketing und Tourismus der Universität Innsbruck von einem Pflege-managementbetrieb aus Österreich die Anfrage für den professionellen Pflegebetrieb ein neuartiges und den sich ändernden Rahmenbedingungen gerechtes mobiles Notruf- und Ortungssystem zu entwickeln.

Ausgelöst wurde der Bedarf vor allem durch die steigende Anzahl von Demenzkranken, die aufgrund krankheitsbedingter Risiken wie etwa Hinlauftendenz bzw. Bewegungsdrang sowie zeitliche und örtliche Desorientierung immer häufiger in kritische Situationen gerieten, in denen es für die betreuenden Mitarbeiter mit den verfügbaren Hilfsmitteln und Ressourcen nicht möglich war, schnell und effizient Hilfe zu leisten und den Standort der hilfe- bzw. schutzbedürftigen Personen in Gefahrensituationen oder Notfällen zu ermitteln.

Nach einer erfolgreich umgesetzten Machbarkeitsstudie, die über die Tiroler Standortagentur gefördert wurde, entschloss sich die Forschungsgruppe dazu, ein entsprechendes Projektkonsortium zu bilden, um die notwendigen nutzerrelevanten, technischen, rechtlichen, ethischen und organisatorischen Anforderungen zu erforschen und ein skalierbares Produkt für den professionellen Einsatz im Pflege- und Sozialwesen zu entwickeln.

Forschungs- und Entwicklungsphase 

Basierend auf den ersten Analysen und Erkenntnissen wurde die Idee weiterentwickelt, ein Projektkonsortium mit notwendigen Partnern gebildet und ein Forschungsantrag mit dem Projektnamen 2PCS – Personal Protection and Caring System beim AAL Joint Programme im Rahmen der 3. Ausschreibung eingereicht.  Ziel war es ein minimal invasives Notfall-Ortungssystem zu entwickeln und zu evaluieren, welches die Funktionen traditioneller Schwestern-/Hausnotrufsysteme im Sinne einer erhöhten Bewegungsfreiheit und einem besseren Schutz der Nutzer in diversen Gefahren- und Notsituationen – auch außerhalb der Einrichtung – mit modernen und effizienten Technologien erweitert.

Das Projekt charakterisierte sich durch einen starken nutzerzentrierten bzw. anwendungsorientierten Lösungsansatz, der es mit verschiedenen qualitativen und quantitativen Methoden ermöglichte über 2100 primäre als auch sekundäre Anwendergruppen aus dem Pflege- und Sozialwesen in den Gestaltungs- und Evaluierungsprozess zu involvieren. Über drei Piloteinsätze in Österreich, Italien und in der Schweiz gelang es durch einen iterativen Prozess ein neuartiges Notruf- und Ortungssystem zu entwickeln, welches bereits mit Projektende einen Technologie-Reifegrad von 7 (Prototyp im Einsatz) erreichen konnte.

Projekt Outcome 

Neben umfangreichen Anforderungsanalysen, Evaluierungen und gestaltungsrelevanten Theorien, die im Rahmen der Dissertation „Entwicklung einer Design Science Theorie für Ambient and Assisted Living (AAL) Systeme“ verwertet wurden, entstand basierend auf dem erzielten Prototypen die 2PCS Solutions GmbH als Spin-off der Universität Innsbruck und des Projektkonsortiums. Der Prototyp wuchs nach der Projektphase zu einem serienreifen Produkt bzw. den Marktstandards entsprechendem System, welches unter der Bezeichnung „2PCS Ruf- und Ortungssystem“ mittlerweile europaweit über ein Partnernetzwerk der 2PCS Solutions GmbH vertrieben wird.

Mehr zu Lösungen der 2PCS Solutions GmbH

2PCS Bedarfsanalyse

Strukturanalyse und Bedürfnisse von Pflegeeinrichtungen beim Einsatz von Notrufsystemen

Die Studie wurde im Jahr 2012 im Rahmen des 2PCS Projektes unter Leitung der Universität Innsbruck durchgeführt. An der quantitativen Umfrage haben insgesamt 1260 Fach- und Führungskräfte aus der mobilen und stationären Pflege aus Deutschland, Österreich, Italien, der Schweiz und Niederlande teilgenommen.

Rund um das Thema Personensicherheit und -schutz in der professionellen Pflege wurden Fragestellungen zu folgenden Themenbereichen erhoben:

– Strukturdaten der Einrichtungen und Einsatz und Nutzung von Technologien
– Identifizierte Risikofaktoren und Gefahrenbereiche
– Einstellungen zu Not- und Gefahrensituationen sowie Einstellungen gegenüber technischen Hilfsmitteln
– Erfahrung mit GPS-Geräten
– Nutzung und Akzeptanz von traditionellen Rufsystemen
– Bewertung des Auswirkungsgrads und der Eintrittshäufigkeit von Gefahrensituationen
– Umgang mit Abgängigkeit von Demenzkranken
– Umgang mit Notrufen und Verbesserungswünsche
– Anforderungen an ein modernes Not- und Notrufsystem (Bewertung von Funktionen, Design, Form etc.)

Projektübersicht & Partner

Förderprogramm
Ambient & Assisted Living Joint Programme
Call 3: ICT-based Solutions for Advancement of Older Persons’ Independence and Participation in the “Self-Serve Society”

Projektdauer
01.07.2011 – 31.12.2013

F&E-Einrichtungen
– Universität Innsbruck, Institut für Strategisches Management, Marketing Tourismus (AT, Konsortialführer)
– Europäische Akademie Bozen (IT)

Anwenderorganisationen
– Humanocare GmbH (AT)
– Privatklinik Villa Melitta (IT)
– Curena AG & Tertianum Stiftung (CH)

Industrieunternehmen
– RF-Embedded GmbH (DE)
– Odenwälder Kunststoffwerke Gehäusesysteme GmbH (DE)
– Mieloo & Alexander (NL)